Rotmilan und Schwarzmilan
Rot- und Schwarzmilan sind einander sehr ähnlich, was den ungeübten und selbst den erfahrenen Vogelbeobachter verwirren kann. Ich probiere auf dieser Seite die Unterschiede ein wenig zu verdeutlichen mit vielen Beispielen. Der Schwarzmilan ist in meiner Region nicht so häufig, daher habe ich nicht so viele Bilder der viele Bilder der verschiedenen Alterskleider zur Verfügung.
Sitzende Vögel
Hier präsentieren sich zwei schwarze und drei rote Milane:
(a) Schwarzmilan Jungvogel kurz nach verlassen des Nest. Dunkelbraune Grundfärbung, mit cremefarbenen Federrändernder Flügel und Zentren der Brust und Mantelfedern. Kann erstaunlich hell wirken je nach Lichtsituation.
Der Kopf ist heller mit fließendem Übergang zum Körper, der Bereich um die Augen typisch dunkel.
(b) Rotmilan Jungvogel einen Monat nach verlassen des Nest. Rostrote Grundfarbe mit sandfarbenen Federrändern der Flügel und Zentren der Brust und Mantelfedern. Allgemein sehr hell, später bleichen die Federn noch mehr aus, sodass sie fast creme-weiß erscheinen.
Der Kopf ist heller und bleicht von hellem Rostton kurz nach dem ausfliegen in ein helles braungrau innerhalb weniger Wochen. Der Scheitel bleibt längere Zeit braun. Der Bereich um die Augen ist etwas dunkel, aber nie so deutlich wie beim Schwarzmilan.
(c) Rotmilan im Juni des 2. Kalenderjahr. Eine Mischung aus den alten Federn des Jugendkleid und den neuen des Erwachsenenkleid. Im Beispiel sind die Mantelfedern bereits gemausert und sind lebhaft rostrot mit einem schwarzen Schaftstrich. Die Nackenfedern sind noch alt und weisen helle Zentren auf. Allgemein sehr ausgeblichen, sandfarbener Look.
(d) Schwarzmilan Adult. Dunkelbraun mit wenig Kontrast, undeutlicher Zeichnung.
Der Kopf kann je nach Alter bräunlich oder grau sein, der Bereich um die Augen bleibt leicht verdunkelt.
Schwarzmilane brauchen 6-7 Jahre um ihr vollständiges Erwachsenenkleid zu erreichen, auch wenn sich nur wenig ändert nach dem 2. Kalenderjahr.
Der Schnabel ist mehr schwarz als gelb.
(e) Rotmilan Adult. Lebhaft rostrot gefärbt mit deutlicher Zeichnung und hohen Kontrasten. Flügeldecken sind deutlich dreifarbig rostrot/schwarz/weiß. Der Kopf ist bläulichgrau und in den meisten Fällen deutlich farblich abgesetzt im Vergleich zum Körper.
Der Schnabel ist variabel im Schwarzanteil, meist mehr gelb.
Direkter Vergleich im Flug
Meistens sieht man Milane im Flug. Dem geübten Blick fallen hier direkt einige Unterschiede auf. Der Schwarzmilan hält seine Flügel etwas tiefer auf Gleitstrecken, zieht oft kleinere Kreise. Der Rotmilan wirkt eleganter, mit weicheren Flügelschlägen. Beide Arten drehen den Schwanz oft hin und her.
(a) Schwanzvergleich
Oft wird die Kerbung des Schwanzes zu Rate gezogen um die beiden zu unterscheiden, an dieser Tafel sieht man, dass dieses Merkmal nicht zu beachten ist. Zwar hat der Rotmilan in den meisten Fällen einen tiefer gegabelten Stoß, aber es gibt viele Ausnahmen.
(a1) zeigt einen adulten Schwarzmilan, dessen weit gespreizter Stoß leicht gerundet ist, also gar keine Kerbung zeigt.
(a2) zeigt einen jungen Rotmilan in gleicher Situation, dessen Stoß fast gerade ist. Verglichen mit (b1) hat hier der Schwarzmilan einen tiefer gegabelten Schwanz!
Junge Rotmilane haben meist eine weniger tiefe Gabelung.
(b) Merkmale im Flug
Ein Merkmal das oft erwähnt wird sind die "Finger". Hierbei handelt es sich um die äussersten Schwungfedern, die eine verschmälerte Spitze aufweisen und sich so nicht voll decken. Beim Schwarzmilan (b1) zählt man 6 und beim Rotmilan (b2) deren 5. Jedoch sollte man in Betracht ziehen, dass durch die Mauser einzelne Federn fehlen können. Besser man betrachtet die Musterung der Handschwingen.
Beim Rotmilan haben die gefingerten Handschwingen einen klaren Kontrast zwischen reinweißer Basis und schwarzer Spitze. Der Schwarzmilan hingegen hat einen verwaschenen Übergang von dunkler Spitze zu grauer Basis in der oft auch Bänderung zu erkennen ist. Bei manschen Schwarzmilanen kann das Handschwingenfeld deutlicher sein, dazu mehr weiter unten. Auch bei den mittleren Stoßfedern hat der Schwarzmilan eine deutliche Bänderung, der Rotmilan jedoch nicht.
(c) Bei Jungvögeln beider Arten fallen helle Federzentren der Körperbefiederung und die hellen Ränder der Flügeldecken auf. Im Unterschied zum Rotmilan ist beim jungen Schwarzmilan die Grundfarbe Schockoladenbraun.
(d) Im direkten Vergleich sieht man einen deutlichen Größenunterschied zwischen beiden Arten. Im Beispiel verfolgt der größere Rotmilan den kleineren und kräftiger gebauten Schwarzmilan.
Rotmilan Altersbetimmung im Flug
(a + g) Adult 3 Kalenderjahr +
Kopf deutlich abgesetzt graublau, Kleingefieder rostrot mit schwarzen Kielstrichen.
Innere Stoßfedern ungebändert. Oberseite bunt und Kontrastreich.
(b) August 2. Kalenderjahr
Heftig in der Mauser, Kleingefieder bereits mit schwarzen Kielen, doch einzelne Federn noch aus dem Jugendkleid. Durchgehende Endbinde am Stoß.
(c) April 2. Kalenderjahr
Die hellen Federränder der Flügeldecken bereits durch Abnutzung zurückgegangen oder verschwunden.
(d + e) Jungvogel, August 1.Kalenderjahr
Alle Federn frisch, helle Ränder aller Flügeldecken, helle Zentren der Körperbefiederung und bräunlicher Kopf mit verwaschenem Übergang zur Brust.
(f) Dunkle Binde der Stoßfedern deutet auf 3. oder vielleicht 4. Kalenderjahr hin, später mittlere Federn ohne Bänder.
Schwarzmilan Variation
(a) Dieser adulte Schwarzmilan wirkt dem Rotmilan verblüffend ähnlich, jedoch sind die entscheidenden Merkmale auch hier zu sehen. Das Handschwingenfeld und innere Stoßfedern sind nicht weiß, sondern hellgrau, einzelne Bänder tauchen hier und da auf. 6 Finger sind sichtbar, die Statur recht kräftig. Das Grau des Kopfes ist nicht deutlich von der braunen Brust abgesetzt. Das Bild ist über Schnee entstanden, daher wirken die Farben intensiver. Durch die Haltung wirkt die Schwanzkerbung sehr deutlich.
(b) Mittlere Färbung mit noch recht deutlichen Handschwingenfeld, Grau des Kopfes läuft weit in die Brust aus.
(c) Sehr ausgeblichene Federn, sehr dunkles Handschwingenfeld, gerader Stoß. Deutlicher geht kaum.
(d) Jungvogel mit hellen Federzentren
(e) Oberseite sehr einheitlich dunkelbraun ohne jeglichen Kontrast.
Alle Bilder aus eigenem Archiv, Text auf eigenen Erfahrungen basierend.